2xLotte - ein deutsch-französisches Theaterprojekt
2xLotte - Un projet de théâtre franco-allemand
- Deutsch-französische Beziehungen
- Digitalisierung
- Europa
- Fremdsprachen
- Geschichte / Traditionen
- Identitätskonstruktion
- Interkultureller Dialog
- Jugend und Zukunft
- Medien / Kommunikation
- Sport
- Teamfähigkeit
- Umweltschutz und Nachhaltigkeit
Die Schulpartnerschaft zwischen dem Lycée Roland Garros (Le Tampon, La Réunion) und dem Kopernikus Gymnasium Bargteheide ist bei einer Lehrkräfte-Hospitation über den DAAD im April 2022 entstanden.
Im laufenden Schuljahr soll eine Drittortbegegnung in Berlin mit anschließendem Erleben des deutschen Alltags in Bargteheider Gastfamilien zwischen zwei Schulklassen (insgesamt ca. 45 Schüler_innen) stattfinden. Da die Schwerpunkte beider Schulen unter anderem auf Theater / Darstellendem Spiel liegen, soll das Herzstück der Begegnung die Aufführung eines binationalen Theaterstücks mit Schüler_innen aus beiden Gymnasien sein.
Während der Drittortbegegnung werden beide Gruppen eine Woche lang ihre getrennt voneinander erarbeiteten Anteile des Theaterstücks mit Hilfe von Berliner Theater- und Tanzpädagogen zusammenführen, proben und schließlich auf die Bühne bringen. Bereits erstellte Videosequenzen aus den Herkunftsorten sowie gemeinsam erstellte Videos vor Ort in Berlin werden das Stück multimedial aufwerten. So soll eine Mischung aus Bühnenspiel und Videoinstallationen entstehen. Auch in der zweiten Woche in Bargteheide soll das Stück am Kopernikus Gymnasium sowie im ortsansässigen Theater aufgeführt werden.
Die Umschreibung des Stücks, das auf dem Jugendroman „Das doppelte Lottchen“ des deutschen Autors Erich Kästner basiert, und die damit verbundenen Unterrichtssequenzen bilden die Grundlage des gemeinsamen Projekts. Die Szenen werden passend zu den in diesem Schuljahr zu lehrenden Inhalten, die Grammatik und den Wortschatz verändert, teilweise orientieren sie sich am Roman, teilweise müssen sie, angepasst an norddeutsche bzw. französische Verhältnisse, neu verfasst werden.
Die Handlung des Stücks spielt teilweise auf La Réunion bzw. in Bargteheide, aber auch in Berlin - was eine Abstimmung der Theateraktivitäten der einzelnen Schülergruppen in Hinblick auf die Begegnungsphase vor Ort in Deutschland erfordert.
Die Arbeit am Schauspiel, die Interaktivität der Teilnehmer_innen rund um ein binationales Kunstprojekt (Lebensweltbezug der Jugendlichen, Landeskunde) und die kulturelle Entdeckung der deutschen Hauptstadt mit dieser deutsch-französischen Gruppe sind die weiteren Säulen des Projekts.
Ziele:
Das Theaterprojekt soll dafür sorgen, den Zusammenhalt in der Klasse zu stärken und die Schüler_innen zu motivieren, mit einem gemeinsamen Ziel vor Augen einen Erfolg als ganze Gruppe zu erreichen. Auch das Selbstbewusstsein Einzelner kann durch die Theaterarbeit gestärkt werden. Im Hinblick auf das Fach Französisch sorgt das Projekt durch die Kombination von Sprache und Spiel dafür, die Fremdsprache erlebbarer zu machen und den Schüler_innen im Kontakt mit den Austauschpartner_innen die fremde Kultur näherzubringen. Durch die Begegnung soll die Motivation, Französisch zu erlernen, erheblich erhöht werden.
Neben den sprachlichen Zielen für beide Gruppen (auf Deutsch für die Schüler aus La Réunion und auf Französisch für die Gruppe aus Bargteheide), ist es auch wichtig, dass die Schüler_innen lernen, solidarisch und zielführend zu arbeiten - was sich am besten in einem motivierenden Unterrichtsprojekt verwirklichen lässt.
Die Partnerschaft zwischen den beiden Schulen, den beiden Schülergruppen und den Betreuern des Projekts soll die Lust und Freude am Erlernen der Sprache des anderen, an der Öffnung für eine andere Kultur und an der Reise- und/oder Gastgebererfahrung stärken. Außerdem sollen Tugenden wie Respekt und Toleranz Fremden und ihren Traditionen gegenüber vertieft werden.
Der Unterschied zu anderen deutsch-französischen Partnerprojekten ergibt sich schon allein aus der Distanz zwischen Bargteheide und La Réunion. Hier wird ein Theaterstück über Kontinente hinweg erarbeitet und schließlich während der Begegnung erst zusammengeführt.
Überbrückt wird die Distanz mit Videokonferenzen (TeleTandem, BigBlueButton), während derer die Schüler_innen in Break-Out-Räumen Gruppenarbeit leisten und miteinander trotz der großen Entfernung kommunizieren und sich kennenlernen. Auch außerhalb der Videokonferenzen wird virtuelle kommuniziert und ausgetauscht: eBooks werden hin- und hergeschickt, Videos und Fotos ausgetauscht und auch die Szenenbesprechung erfolgt, indem kleine Ausschnitte aus der Inszenierung abgefilmt und zur Analyse und Besprechung des Gespielten an die Partnerschule gesendet wird. (Diese Szenen-Videos dienen in Berlin dann gleichzeitig dazu, den Theaterpädagogen einen Eindruck der Schauspielleistungen der Schüler_innen zu vermitteln.) Die Schüler_innen erweitern so maßgeblich ihre digitalen kommunikativen Kompetenzen und erleben gleichzeitig deren Nutzen im interkulturellen Raum.
Ein weiterer besonderer Aspekt ist, dass die endgültige Inszenierung sich nicht auf das reine Theaterspiel auf der Bühne konzentriert, sondern das Stück neben den deutsch-französischen Dialogen auch von Tanzeinlagen und Videoinstallationen lebt und an Komplexität gewinnt.
Des weiteren könnte der virtuelle Austausch sowie der Videodreh einzelner Szenen auch als Backup dienen: Sollte die Drittortbegegnung nicht stattfinden können (z.B. aufgrund der Pandemie, von Flugausfällen - höherer Gewalt), ist alles so geplant, dass das Stück auch von einer Gruppe komplett allein gespielt werden könnte - ergänzt durch die gefilmten Szenen aus dem jeweils anderen Land.
Aktivitäten
- · jede Gruppe bei sich
Vorbereitung
Die Vorbereitung der Schüler_innen auf das Projekt und die Partnerklasse erfolgt durch den Austausch von Fotos (Schüler_innen posieren mit für sie typischen Attributen; Fotos von Familien, dem Zuhause, dem Wohnort / der Region), Videos (Präsentation ihrer Zimmer, Hobbies, für ihr Leben in Norddeutschland bzw. La Réunion Typisches) und Texten (z.B. Alltagsbeschreibung, Schulweg, Präsentation der Schule). Außerdem senden die Schüler_innen sich gegenseitig Postkarten zu, die in der Partnerklasse die Deutschland- bzw. Réunion-Karte illustrieren. Authentische Materialien dienen so der Annäherung an die andere Kultur und Geographie. Danach befassen sich die Schüler_innen zunächst durch Personenbeschreibungen und das Kennenlernen der Partnerregion mit den Protagonisten und ihrem Lebensraum. Danach erfolgt die Annäherung an den Text bzw. das Skript aus verschiedenen Perspektiven. Hierbei sollen sowohl Wortschatz, Grammatik, Aussprache als auch das Textverstehen erarbeitet und trainiert werden. Im laufenden Halbjahr sind außerdem zwei Fachtage im Dezember und Januar geplant, an denen die Schüler_innen zusammen mit einer ehemaligen Lehrerin des Kopernikus Gymnasiums für Französisch und Darstellendes Spiel an Theaterpraktiken herangeführt werden und erste praktische Erfahrungen und auf der Bühne machen.
Durch den Austausch kleinerer Videosequenzen zwischen Bargteheide und La Réunion üben die Schüler_innen das Rollenspiel bzw. die einzelnen Theaterszenen in der jeweiligen Fremdsprache. Bei gemeinsamen Videokonferenzen werden Hör-Sehverstehen und Interaktion in beiden Sprachen erprobt und verbessert. Deutsche und französische Schüler_innen sollen sich fortwährend sowohl sprachliches als auch darstellerisches Feedback geben.
Das Stück ist an vielen Stellen offen für die Ideen der Schüler_innen, so dass eine Weiterentwicklung bzw. leichte Veränderungen des Stücks im Verlauf des vorbereitenden Unterrichts durch die Schauspieler_innen möglich sind. Es bietet an vielen Abzweigungen Platz für die kreative Ausarbeitung von Dialogen zwischen den Figuren, die Interpretation des Verhaltens und der Emotionen der Figuren in bestimmten Situationen sowie ein offenes Ende, das die Schüler_innen in verschiedene Richtungen fortschreiben können. Da das Stück möglichst authentisch und aktuell sein soll, werden die Schüler_innen auch sprachlich mit einbezogen, indem sie beispielsweise typische jugendsprachliche Wendungen einfließen lassen.
Auch die Videokonferenzen werden die Schüler_innen aktiv mit gestalten. Beispielsweise wird eine (virtuelle) Führung durch die jeweilige Schule von Schüler_innen auf der Fremdsprache übernommen. Zum gegenseitigen Kennenlernen ist ein Speed-Dating geplant, zu dem die Schüler_innen Fragen zu Dingen vorbereiten, die sie über die jeweils andere Gruppe bzw. Person wissen möchten.
- · Berlin
Begegnung
Die französischen und deutschen Jugendlichen werden zusammen in einer Jugendherberge in gemischten Zimmern wohnen. Des Weiteren ist vorgesehen, dass sie abends zusammen in deutsch-französischen Gruppen kochen. So wird die Alltagskommunikation möglichst in einer der beiden Sprachen erfolgen. Die Arbeit am Projekt findet im "Theater Strahl" statt. Dort stehen den Schüler_innen neben den begleitenden Lehrkräften Theater- und Tanzpädagogen zur Verfügung. Die zuvor getrennt erarbeiteten Szenen in Bargteheide und La Réunion werden dort vormittags zusammengefügt und einstudiert. Am Nachmittag sind Ausflüge in Berlin geplant. Die französischen Schüler_innen entdecken gemeinsam mit den deutschen Partnern die deutsche Hauptstadt und besuchen prägnante Orte. Dabei werden weitere Szenen gespielt, die auf Video aufgenommen und in das Stück integriert werden.
Detaillierte Informationen finden sich in der angehängten (vorläufigen) Programmübersicht (pdf).
Die Schüler_innen beider Länder werden in der Phase gemeinsam mit den Theaterpädagogen des "Theater Strahl" spielpraktische Übungen machen und gemeinsam ausarbeiten. Die Lehrkräfte betreuen die Schüler_innen im sprachlichen Bereich (Aussprache, Satzmelodie, Verständlichkeit und Bühnen-Lautstärke). Des Weiteren sind Tanzeinlagen geplant. Die Bewegungen und das gemeinsame Training soll Kommunikation auch noch einmal auf der körperlichen, non-verbalen Ebene ermöglichen und die Schüler_innen näher zusammenbringen.
Die Schüler_innen werden weitgehend aktiv mit in die Vorbereitung der Drittortbegegnung mit eingebunden. Der Berlinaufenthalt wird gemeinsam mit den deutschen Schüler_innen besprochen und geplant. Sie bereiten eine Stadtführung auf Französisch für die Gastschüler_innen aus La Réunion vor und informieren sich im Internet über geeignete Drehorte für die aufzuzeichnenden Szenen.
Gemeinsam mit der französischen Klasse werden die abendlichen Essenspläne gemacht: Typische Gerichte aus beiden Ländern sollen auf den Tisch kommen.
Auch für die sprachliche Entwicklung in Bezug auf das Stück werden die Schüler_innen mit einbezogen: Sie absolvieren kleine Sprech-Trainings in gemischten Gruppen, in denen sie die Aussprache der jeweils anderen Gruppe korrigieren und üben. Hierzu können kleine Sprachspiele oder Zungenbrecher genauso wie Zeilen aus dem Skript verwendet werden.
- · Bargteheide
Begegnung
Die Woche in Bargteheide verbringen die französischen Schüler_innen in den deutschen Gastfamilien. Sie werden den Schulalltag sowie das Familienleben der deutschen Schüler_innen kennenlernen. Neben Theaterproben, an denen sowohl die projektbegleitenden Lehrkräfte als auch Lehrkräfte des Kopernikus Gymnasiums aus dem Darstellenden Spiel und der Musik mitwirken, werden Ausflüge in die norddeutsche Umgebung unternommen. Da die Region sich noch einmal stark vom Hauptstadtflair Berlin unterscheidet, werden die Hansestädte Hamburg und Lübeck besucht werden. Auch ein Besuch im Theater (z.B. Thalia Theater oder Schauspielhaus) ist vorgesehen.
Das Theaterstück wird am vorletzten Tag vormittags für Schulklassen auf der schuleigenen Bühne des Kopernikus Gymnasiums aufgeführt. Zu der Abendvorstellung sind Familienmitglieder und Lehrkräfte geladen.
Wie werden die SuS während der Phase zusammenarbeiten? (Methoden, päd. Perpektive)
Die Vorbereitung auf die Aufführung in Bargteheide verläuft ähnlich wie die in Berlin.
Ansonsten wird der Fokus beim Besuch der Franzosen auf der Bewältigung des und die Erlebnisse im Schul- und Familienalltag liegen. Im Französisch- sowie Deutschunterricht, den die Franzosen zusammen mit ihren Gastgeber_innen besuchen, sind gemeinsame Aktivitäten und pädagogsiche Spiele vorgesehen, die die interkulturellen Kompetenzen schulen sollen.
Die deutschen Schüler_innen werden den Besuch ihrer Gastschüler gemeinsam mit ihren Familien vorbereiten und Freizeitaktivitäten planen.
Des weiteren soll eine Stadtführung durch Bargteheide von den deutschen Schüler_innen auf Französisch organisiert werden.
- · jede Gruppe bei sich
Nachbereitung
Im Anschluss sollen die Schüler_innen ihre Medienkompetenz anhand des Projektes stärken: Ein Homepage-Artikel sowie ein Zeitungsartikel für die örtliche Presse über Aufenthalt werden verfasst werden, das Projekt-Video wird mit Hilfe der Medienbeauftragten geschnitten und eine Videokonferenz wird veranstaltet, in der eine Besprechung des Projekts / Review erfolgt.
Das entstandene eBook über das gesamte Projekt kann hier eingesehen werden: http://aca.re/jGZUu
Im Unterricht wird das Projekt auch in Hinblick auf den Lernfortschritt und die Motivation, Französisch zu lernen, evaluiert werden. Auch die persönliche Perspektive der Schüler_innen wird in den Blick genommen: Wie haben sie sich durch das Projekt entwickelt? Woran sind sie gewachsen? etc.
Was den Projekterfolg und die ggf. unterschiedlichen Erfahrungen auf beiden Seiten betrifft, so tauschen sich die Schüler_innen beider Gruppen in einer Videokonferenz sowie über das Zusenden von kurzen Videos aus.
Die Sicht der Schüler_innen sowie der beteiligten Lehrkräfte wird auch in Hinblick auf zukünftige Projekte ausgewertet werden.
Die Schüler_innen nehmen an unterrichtsinternen Gesprächsrunden und Evaluationen teil, schreiben einen Erfahrungsbericht auf Französisch.
Auch in der Videokonferenz mit der anderen Gruppe geben sie ihr Statement in der Fremdsprache ab.
Die sprachlichen Fortschritte und das Gelernte werden auch nach dem Projekt relevant für den Unterricht sein. Inhalte und Textpassagen aus dem Stück werden im Unterricht Gegenstand für die Überprüfung von Grammatik und Wortschatz sein.