Das Projekt "Train de Loos"

Le projet "Train de Loos"

Zeitraum: 2022 / 2023

Kepler-Gymnasium Tübingen · Tübingen · Baden-Württemberg
13 Schüler*innen · 15 - 17 Jahre
Lycée Blaise Pascal Longuenesse · LONGUENESSE Cedex · Lille
15 Schüler*innen · 15 - 17 Jahre

  • Antisemitismus
  • Ausgrenzung von Minderheiten
  • Deutsch-französische Beziehungen
  • Fremdsprachen
  • Gedenk- und Erinnerungsarbeit
  • Geschichte / Traditionen
  • Interkultureller Dialog
  • Medien / Kommunikation
  • Rassismus
  • Teamfähigkeit
  • Verantwortung der Generationen

Der Französisch-Bilingual-Kurs des Kepler-Gymnasiums Tübingen nimmt seit dem Schuljahr 2021/22 in Zusammenarbeit mit dem Lycée Blaise Pascal aus Longuenesse an dem Projekt „Train de Loos“ teil, bei dem die Schülerinnen und Schüler zu jungen HistorikerInnen werden und durch die Aufarbeitung von Biographien von Deportierten aus dem Jahr 1944 einen Beitrag zur Erinnerung an die Opfer des Nationalsozialismus leisten.

Das deutsch-französische Schulprojekt ist auf drei Jahre angelegt, mit dem Ziel, einen Beitrag zum „Dictionnaire biographique des déportés“ zu leisten. Dieses umfangreiche biographische Lexikon beinhaltet die Schicksale all derjenigen Franzosen, die im Jahr 1944 vom nordfranzösischen Tourcoing aus in deutsche Konzentrationslager deportiert wurden. Es wird im Jahr 2024, zum 80jährigen Jubiläum des letzten Deportiertenkonvois „Train de Loos“ veröffentlicht.

Die Kooperation auf Schulebene findet seit dem Schuljahr 2021-22 zwischen deutschen Schülern des Kepler-Gymnasiums Tübingen der 11. Klasse und französischen Schülern der Seconde und Première des Lycée Blaise Pascal in Longuenesse statt. Zur Erstellung der Biografien werden den SchülerInnen vom nordfranzösischen Museum La Coupole vielfältige Quellen und Dokumente zu den Deportierten zur Verfügung gestellt. Die Biografien werden schließlich in einem deutsch-französischen Tandem verfasst. Hierbei steht neben dem Einblick in die geschichtswissenschaftliche Arbeitsweise und dem bilingualen Austausch auch die Förderung der Fremdsprachenkompetenz im Vordergrund: die deutschen SchülerInnen schreiben auf Französisch, die französischen SchülerInnen auf Deutsch.

Um den Kontakt zwischen den deutschen und französischen SchülerInnen, der bisher nur über Onlineplattformen erfolgen konnte, zu intensivieren und auf eine persönlichere Ebene zu bringen, ist im Juli 2023 ein einwöchiger Austausch geplant. Dieser findet an drei Orten statt: Er beginnt mit dem Besuch der Franzosen in Tübingen, geht dann weiter mit dem Besuch der KZ-Gedenkstätte Natzweiler-Struthof sowie des Europaparlaments in Straßburg und Endet mit dem Besuch in Longuenesse.

Das Projekt "Train de Loos" bringt ein internationales Forschungsprojekt erstmals auf Schulebene. Die SchülerInnen werden zu jungen HistorikerInnen und verfassen aus bisher noch nicht aufgearbeiteten historischen Quellen Biografien von französischen Deportierten, darunter Steckbriefe, Gerichtsprotokolle und Briefe, während des Zweiten Weltkriegs. Auf diese Art und Weise trägt das Projekt auf innovative, sehr persönliche und greifbare Art und Weise zur Erinnerungskultur des Nationalsozialismus bei.

Das internationale Forschungsprojekt:

Die Erstellung des „Dictionnaire biographique des déportés“ ist ein groß angelegtes Forschungsprojekt, das von der nordfranzösischen Gedenkstätte La Coupole bereits im Jahr 2004 ins Leben gerufen wurde und aktuell unter der Leitung des Historikers Laurent Seillier geführt wird. Das biographische Lexikon will auf möglichst vollständige Art und Weise an die Geschichte eines jeden Deportierten aus Frankreich, der durch das Konzentrationslager Mittelbau-Dora, dem Außenlager des KZ Buchenwald, gegangen ist, erinnern. Mit seinem außergewöhnlichen Format bietet es Platz für die Lebens- und Leidensgeschichten der Deportierten. Dabei dient es nicht nur als Quelle für die geschichtswissenschaftliche Forschung, sondern auch als wertvolles Erinnerungsstück für die hinterbliebenen Familien der Betroffenen.

 

Aktivitäten


Vorbereitung

Das bereits seit dem Schuljahr 2021-22 begonnene Projekt wird in diesem Schuljahr mit dem Französisch-Bilingual-Kurs der 11. Klasse des Kepler-Gymnasiums Tübingen und den SchülerInnen der Première des Lycée Blaise Pascal in Longuenesse weitergeführt.

Die Vorbereitungsphase der diesjährigen Projektphase begann mit einer Information der beteiligten SchülerInnen zu Beginn des neuen Schuljahrs im September 2022 und geht seit November nun in die Kennenlern- und anschließende Arbeitsphase der deutsch-französischen Tandems über. Die SchülerInnen untersuchen die ihnen auf Google-Drive zur Verfügung gestellten Quellen, arbeiten die notwendigen Informationen über die Deportierten heraus und verfassen, jeweils in der Fremdsprache, ihre Biographie. Bis Ende Juni 2023 entstehen auf diese Weise mindestens zwei, möglicherweise drei Biographien pro deutsch-französisches Tandem.

Die SchülerInnen und Schüler treten zunächst in Form von Videokonferenzen miteinander in Kontakt. Anschließend beginnen sie mit der Planung und der praktischen Umsetzung ihrer Projektarbeit. Als zentrales Online-Tool für den Austausch und die Arbeitsorganisation dient in dieser Phase wieder die Plattform Google-Drive, auf der alle maßgeblichen Dokumente zur Verfügung stehen und bearbeitet werden können.

Die SchülerInnen werden von den zuständigen Lehrkräften in die Arbeitsweise und die Dokumente eingeführt und arbeiten anschließend nahezu vollkommen eigenständig.

 

 

Begegnung

Am Ort des Partners in Familien

Die Begegnung findet an insgesamt drei Orten statt: Sie beginnt mit dem Besuch der Franzosen in Tübingen und endet mit dem Besuch der Deutschen in Longuenesse. Zwischen den beiden Besuchen findet ein Zwischenstopp in Straßburg statt, bei dem das Europaparlament sowie die nahegelegene KZ-Gedenkstätte Natzweiler-Struthof besichtigt werden.

Während die letztjährige Projektphase aufgrund der Coronaeinschränkungen rein digital stattfinden musste, ist in diesem Schuljahr zusätzlich eine einwöchige Begegnung gegen Ende der Projektphase, im Juli 2023, geplant. Auf diese Weise wird die Zusammenarbeit auf eine unmittelbarere, persönliche und nachhaltigere Ebene gebracht.

Die SchülerInnen sind jeweils in die Programmplanung für den Aufenthalt in Tübingen und Longuenesse mit eingebunden - sowohl durch ihre eigenen Vorschläge als auch durch ihre konkrete Organisation (Reservieren von Aktivitäten/Museen/etc., Wegstrecken/Fortbewegung mit den öffentlichen Verkehrsmitteln planen etc.)

Beim Zwischenstopp in Straßburg ist ebenfalls die aktive Beteiligung der Schülerinnen gefragt - Teilnahme an Diskussionen, Fragen an Experten, ggf. Workshopteilnahme

Nachbereitung

Im Anschluss an die Begegnung findet eine Nachbesprechung im Rahmen des Geschichtsunterrichts statt. Der etablierte Kontakt zwischen den Deutschen und Franzosen wird weiterhin aufrechterhalten.

Im neuen Schuljahr geht das Projekt in eine neue Phase und wird an die neue 11. Klasse bzw. Première übergeben.

Das Projekt wird im kommenden Schuljahr zuerst mit einer Drittortbegegnung in Berlin (März 2024) und schließlich mit der Einweihung des „Dictionnaire biographique des déportés“ am 1. September 2024 fortgeführt. Um das Projekt daraufhin noch einmal nach Tübingen zu holen, ist für Januar 2025 (anlässlich der journée franco-allemande) eine Ausstellung der SchülerInnenergebnisse in Tübingen geplant.

Die in diesem Schuljahr beteiligten SchülerInnen übernehmen die Übergabe, indem sie die künftigen ProjektteilnehmerInnen über die Vorgehensweisen und projektspezifischen Besonderheiten informieren.

Medien